Jeder Mensch ist anders und doch sind wir irgendwie alle
gleich. Evolutionsbedingt versteht sich! Irgendwie haben wir dann doch alle
dieselben Ursprünge...
Dennoch, oder gerade deswegen, versucht jeder Mensch anders
zu sein - manche mehr als andere.
Individualität ist wichtig, keine Frage! Aber kann man es
auch übertreiben? Kann man zu individuell sein? Zu offensichtlich individuell?
Ist es sogar eine Schwäche?
"Hier bin ich, seht mich an! Ich bin individuell! Ich
bin anders als ihr alle."
Muss man tatsächlich einen Ring durch die Nase tragen, so wie
man es oft bei Büffeln sieht, um individuell zu sein? In manchen Kulturen mag
das gängig sein, Hierzulande sieht man es eher selten - aber es nimmt zu.
Individualität scheint zum Trend geworden zu sein. Je individueller desto
besser...? Aber was ist schon individuell? Der Begriff *Individualität* lässt
sich genauso wenig definieren, wie *normal*. Jeder hat andere Vorstellungen
davon, was es bedeutet individuell zu sein. Manchen genügt, dass sie zum
absoluten Trend-Outfit der Session einen grünen statt einem gelben Schal
tragen. Andere zeigen ihrer Individualität durch einen wesentlich
ausgefalleneren Kleidungsstil, oder gar Style. Auch Frisuren spielen eine große
Rolle, oder Schmuck. Manch einer dehnt sich das Ohrloch so lange, bis ein
ganzer Pizzateller hinein passt. Verbreitung von Kulturen, oder gar Wahnsinn?
Solange derjenige die Hintergründe dieser kulturellen Ritus kennt, eine
akzeptable Möglichkeit sich selbst darzustellen. Noch besser wäre es jedoch,
wenn man auch diese kulturellen Hintergründe vertritt und es deswegen tut.
Wahnsinn ist es wohl dann, wenn man sich einen Pizzateller ins Ohr hängen kann
nur um cool zu sein. Aber was ist schon cool? Wer entscheidet das?
Kurz könnte man sich darauf einigen: Unser Umfeld, aber
hauptsächlich doch wir selbst!
Wir entscheiden wer wir sind, oder sein wollen. Wenn wir uns
zu langweilig erscheinen, zu normal, zu Mainstream - wie auch immer man es
nennen mag, dann werden wir eben individuell.
Individualität kennt keine Grenzen und keine Vorgaben. Je
nachdem in welchen Kreisen man verkehrt, ist man zwar individuell aber doch
angepasst. Jemand der seine Hose in den Kniekehlen trägt und die Boxershort zu
einem halben Meter heraus blicken lässt, wirkt unter Anzugträger sehr
individuell. Seine natürliche Umgebung wird aber wohl eher ein Kreis aus
HipHoppern sein, dort wiederrum wäre der Anzugträger das Individuum. Vielleicht
ist der HipHopper aber auch der einzige seiner Art in seinem Umfeld. Womöglich
ist die Auswahl seines Styles abhängig von einem Vorbild. Ist das individuell
oder nur Wunschdenken, abgeschaut sozusagen? Ab wann ist man also individuell?
Beginnt Individualität damit, dass man nicht eingeschätzt
werden kann? Aussehen wir ein Rocker, aber klassische Musik hören...? Edles
Abendkleid und Arschgeweih...?
Etliche Menschen denken, dass ein Tattoo sie individuell
macht. Letztlich lassen Sie sich einen Schmetterling tätowieren, oder wie vor
einigen Jahren als der Trend sehr hoch stand, ein chinesisches Zeichen. Damals
warst du individuell, wenn dein Tätowierer das chinesische Zeichen vorm stechen
gespiegelt hat und es somit richtigherum auf deiner Haut zu sehen war, und wenn
du genau wusstest was das Zeichen bedeutet. Tatsache war leider viel zu oft:
Chinesisches Zeichen, Spiegelung vergessen und somit falsch herum auf der Haut,
völlig sinnfreies Zeichen oder gar gänzlich falsche Bedeutung - und jeder hatte
irgendeines. Wen man schon durch ein Tattoo Individualität erreichen will, dann
sollte man es doch bitteschön selbst entwerfen. Ein Tattoo ist ein lebenslanges
Kunstwerk auf dem eigenen Körper - man sollte etwas verbinden, so dass man es
wirklich jeden Tag ansehen kann und daraus Energie schöpft. Wer das aus einem
Schmetterling tut, bitteschön! Aber wer will schon noch mit 85 einen
Schmetterling am Knöchel? Bis dahin ist man vermutlich sowieso derart faltig,
dass der Schmetterling von Hautlappen überdeckt wird.
Wer individuell sein will, um sich selbst zu verwirklichen
und darzustellen, kann dies auch dezent tun. Ein Tattoo muss nicht quer übers
Gesicht gehen, frei dem Motto "Sehr ihr alle mein Tattoo? Ich bin cool und
anders!"... Spätere Arbeitgeber werden es danken, wenn man sein Tattoo an
einer verdeckten Stelle hat. Da wo es Winter wie Sommer von Kleidungsstücken
überdeckt werden kann, ohne sich unangemessen kleiden zu müssen. Zumal ein
selbstentworfenes Tattoo mit dem man etwas verbindet, zu dem man eine
emotionale Verbindung hat, aus dem man Energie schöpft, nichts ist was ein
jeder sehen muss. Es muss nicht versteckt werden, aber man muss es auch nicht
stolz herum tragen und jedem unter die Nase reiben. Und wie ist das mit dem
Teller im Ohr? Pragmatisch gesehen könnte man sagen: Zumindest hat man immer
einen Teller dabei, wenn man mal einen braucht.
Ich für meinen Teil finde es wichtig, dass man sich der Gesellschaft
nicht zu sehr anpasst. Das mag auch durchaus an meiner leicht rebellischen Art
liegen. Ich habe noch nie wirklich in die Welt hinein gepasst, oder hinein
passen wollen. Ich wollte schon immer ich selbst sein und das hat sich nie
wirklich mit gesellschaftlichen Formen vereinigt. Natürlich habe ich im Laufe
der Zeit gelernt mich anzupassen, um gesellschaftlich akzeptiert zu sein. In
der Berufswelt eine wichtige Eigenschaft. Individuell und doch den Vorgaben
angepasst sein.
Worin meine Individualität besteht?
Obwohl definitiv weiblichen Geschlechts, schminke ich mich
fast nie. Nicht um zu rebellieren, sondern weil ich es einfach nicht so gerne
mag. Es ist mir sogar leicht unangenehm, außer ich bin auf wichtigen
geschäftlichen Ereignissen. Mein schicker Kleidungsstil besteht aus einer
jeans-ähnlichen Hose in Lederoptik und dazu entweder ein Shirt plus Bluse im
Boyfriend-Style, oder eine weißes Polo plus schwarzer, ärmelloser Jacke. Privat
trage ich am liebsten eine zerrissene Jeans im Boyfriendstyle plus lässiges
T-Shirt oder gar Pullover. Figurbetont steht mir, liegt mir aber dennoch nicht.
Des Weiteren neige ich besonders bei meinen Haaren zur Eitelkeit. Typisch für
Frauen? Mittlerweile wohl weit verbreitet bei beiden Geschlechtern. Ich trage
meine Haare kurz, selten in meiner Naturhaarfarbe, stets mit Haargel frisiert
und vom Schnitt und auch vom Styling her, immer sehr lässig, cool, strubbelig,
chaotisch und eben eher frauenuntypisch.
Aber meine wahre Individualität besteht in meiner
Persönlichkeit! Leider geht dieser Punkt viel zu häufig unter...
Wir sollten uns darauf konzentrieren, in unserer Art
individuell zu sein. Unsere Persönlichkeit ist das, was uns zu dem macht was
wir sind. Daran sollten wir arbeiten! Wer individuell sein möchte, sollte an
seinem Charakter arbeiten, daran echt Charakterstärke zu entwickeln - dann kann
er damit anfangen sich nach außen hin, rein oberflächlich betrachtet,
individuell zu gestalten. Wenn man beides im Ausgleich schafft, sich
charakterlich entwickeln und optische Veränderung, dann kann das sicherlich
durch beiderseitig unterstützend sein. Aber ehe man nach außen hin vorgibt
etwas zu sein, sollte man sich stets fragen ob man sie Stärke besitzt das
tatsächlich zu sein - oder zumindest den Willen so zu werden. Was bringt es sich
wie ein Skater zu kleiden, aber nicht einmal einen einzigen Skater Trick beim
Namen nennen zu können, sich nicht auf dem Board, auf den Skates, oder gar dem
Bike halten zu können und keine Skatelegende zu kennen? Das ist Heuchelei -
damit belügt man nicht nur andere, sondern vor allem sich selbst. Danach zu
streben jemand anderes zu sein, ist durchaus natürlich - aber wenn man nach so
etwas strebt, muss man auch den Mumm besitzen es durchzuziehen. Eine
Persönlichkeit ist individuell, eine Persönlichkeit kann individuell entwickelt
werden - jeder entscheidet selbst darüber, jeder sollte er selbst sein wollen
und nicht jemand anderes. Inspiration von anderen ist gut, aber sich selbst
treu zu bleiben ist wichtiger.
Individuell ist was du machst... Für dich!
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